"Parteiendemokratie an sich ein gutes Prinzip"

Der Politikwissenschaftler und Publizist Dr. Warnfried Dettling ist Teilnehmer der Abschlussdiskussion beim "NRW-Forum Zukunft". Dettling hat zahlreiche Vorträge, Artikel und Bücher zur Gegenwart und Zukunft von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland veröffentlicht. Hier stellt er vorab bereits seine Positionen zu Parteien- und Politikverdrossenheit, sowie zu Problemen und zur Zukunft der Demokratie vor... 
Warnfried Dettling zu:

...Parteien- und Politikverdrossenheit:
"Es genügt nicht länger, wie schon seit bald vierzig Jahren von Parteien- und Politikverdrossenheit zu reden und an den Symptomen zu kurieren. Die Voraussetzungen der Politik im allgemeinen und der Demokratie im Besonderen haben sich grundlegend geändert. Dazu gehören:
  • das Wegschmelzen der Traditionsbestände und der einfachen Alternativen in der Politik;
  • die veränderten Erwartungen an die Politik (Wertwandel, Empfänger=Sender);
  • Legitimität und Leistungsfähigkeit stehen in Frage („Korrosion“ der Demokratie)."

...Problemen der Demokratie:
"Die Parteiendemokratie, wie wir sie kennen, ist Ausdruck und Folge eines an sich guten Prinzips (Stimmenmaximierung und politischer Wettbewerb), das in der Praxis in die Krise (Staatsverschuldung) geführt hat - so wie auf der anderen Seite Gewinnmaximierung als ökonomisches Prinzip die Marktwirtschaft in einen kruden Kapitalismus pervertiert hat. Die Probleme liegen nicht irgendwo „draußen“ bei den Griechen, Kapitalisten, Politikern ..., sondern im Kern der Demokratie und der Marktwirtschaft selbst."


...der Zukunft der Demokratie:
"Es geht um die Frage, ob eine Gesellschaft noch in der Lage ist, über die demokratischen Institutionen ihre eigene Zukunft zu bestimmen. Wenn die Demokratie (in einem anspruchsvollen Sinn) bleiben soll, muss sie sich ändern, braucht sie neue Verfahren und Strukturen - und nicht zuletzt auch ein anderes Selbstverständnis der Politik:
  • die Erweiterung der nationalen durch supranationale und lokale („kommunale“)Formen der Demokratie;
  • Demokratie nicht nur als staatliche Veranstaltung, sondern wo immer möglich als Selbstorganisation der Gesellschaft;
  • Ergänzung der repräsentativen durch Formen der direkten Demokratie;
  • neue Formen und früher Zeitpunkt der Bürgerbeteiligung bei Großprojekten."

Dr. Warnfried Dettling in einer Email-Anfrage vom 14.11.2011

Wir danken für die Stellungnahme!



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