Ziele der Veranstaltung - NRWForum erklärt...

Wir haben Maria Springenberg-Eich, Leiterin der Landeszentrale für politische Bildung NRW, zum Gespräch getroffen und Fragen zur neuen Veranstaltungsreihe gestellt. Zunächst wollten wir mehr über die Hintergründe der Veranstaltung erfahren:

Welches Ziel verfolgt die Landeszentrale mit dem NRW Forum Zukunft? Was ist der Anlass, dass die Landeszentrale jetzt diese Veranstaltungsreihe auflegt?

Maria Springenberg-Eich
"Vielleicht ist Zeitenwende ein zu großer Begriff, aber die Demokratie befindet sich in diesem Land und in Europa in einem tiefgreifenden Wandel.
Die Politik steht vor gigantischen, globalen Herausforderungen. Das Internet und die sozialen Netzwerke werden die Öffentlichkeit tiefgreifend verändern. Sie werden Veränderungen bewirken, die in Breite und Wirkung schwer vorauszusagen sind - die möglicherweise nur mit der Einführung des Buchdrucks vergleichbar sind...
Es ist gut, dass die allermeisten Bürgerinnen und Bürger die Demokratie nicht in Frage stellen. Aber unser Politikmodell, die demokratischen Repräsentation und öffentliche Teilhabe sind in der Krise:
Die Volksparteien haben einen Großteil ihrer Bindungs- und Orientierungskraft verloren. In vielen europäischen Ländern haben populistische Bewegungen das Parteiensystem nachhaltig erschüttert. Mit zweifelhaftem Nutzen für die Demokratie. Die Wahlbeteiligungen sinken im langfristigen Trend, in manchen Stadtteilen gar dramatisch.
Mit der neuen Reihe „NRW-Forum: Zukunft der Demokratie" möchten wir uns über die Hintergründe des tiefgreifenden Wandels der Parteiendemokratie klar werden."

 Warum sind diese Tendenzen ihrer Meinung nach besorgniserregend?
"Besorgniserregend an dieser Tendenz ist vor allem die Entwicklung der Wahlbeteiligung, sowie der belegte Vertrauensverlust in Politik und Politiker.
Gerade in sogenannten 'belasteten Stadtteilen', wo besonders viele Menschen mit Migrationshintergrund, Arbeitlose, Sozialhilfeempfänger, Alleinerziehende und alte Menschen leben, geht die Teilhabe an der Demokratie zurück. Hier ist ein großer Teil der Bevölkerung dauerhaft nicht demokratisch repräsentiert!

Zudem sind gerade bei Jugendlichen, die unter schwierigen Bedingungen in belasteten Stadtteilen aufwachsen, Politikabstinenz und Anfälligkeit für Extremismus, Populismus und religiösen Fundamentalismus überdurchschnittlich ausgeprägt.
Die aktuellen Protestbewegungen zwingen zur Differenzierung: Von Politikverdrossenheit kann bei den - von bildungsbürgerlichen Schichten getragenen - Protestbewegungen keine Rede sein. Neuere Forschungen belegen, dass sich diese Gruppe, trotz hohem Misstrauen gegenüber “der Politik”, nach wie vor überdurchschnittlich an Wahlen beteiligt. Sie sind engagiert in Bürgerinitiativen, aber ihre Energie kommt nicht im Parteiensystem an.
Die repräsentative Demokratie in Europa unterliegt also einem tiefgreifenden Wandel. Wir müssen einen differenzierten Blick auf politikrelevante soziokulturelle Veränderungen werfen, um die Frage zu beantworten, wie diese Entwicklung gestaltet werden kann, ohne dass die Demokratie zu Schaden kommt - und einen ersten Schritt in diese Richtung versuchen wir mit der Veranstaltungsreihe NRW Forum Zukunft."
Das Gespräch führten Kathi Engelbert und Paul Dettmering.
Bildquelle: Landeszentrale für politische Bildung NRW

In der Reihe "NRW-Forum erklärt" stellt die Leiterin der Landeszentrale die neue Veranstaltungsreihe vor. Der nächste Teil wird sich der Auswahl der Gäste und dem Ablauf der Veranstaltung widmen

  • Die Auftaktveranstaltung findet am 18.11.2011 statt. Thema: „Parteiendemokratie und Populismus“
    Weitere folgen:
  • Medienentwicklung und politische Öffentlichkeit
  • Protestbewegungen und demokratische Entscheidungsfindung
  • Einstellungen gegenüber Demokratie und Politik – gegenseitige Wahrnehmung von Bürgern und Politikern.

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